Lessons Learnt: Autokauf

Eines meiner Hobbys die letzten Monate war Autokauf, bzw. Marktbeobachtung. Mein alter Golf II fuhr noch ganz anständig, so dass keine übermäßige Eile geboten war und ich mir genug Zeit lassen konnte, mich über alles detailliert zu informieren. Ich habe mich für das Kompaktklasse-Segment interessiert und bei den verschiedensten Marken umgeschaut. Letzlich ist es ein dann Opel Astra geworden. Auch wenn manche meiner Erfahrungen Opel-spezifisch sind, lässt sich doch vieles aus andere Hersteller übertragen.

Dieser Blogeintrag fasst meine Erkenntnisse der vergangenen Wochen auf der Suche nach einem Kompaktklasse-Wagen zusammen; vielleicht nützen sie ja dem einen oder anderen.

Sämtliche folgenden Punkte spiegeln meinen derzeitigen Kenntnisstand und meine subjektive Erfahrung wider. Falls ich in einem Punkt keine allgemeingültige Aussage treffe, oder falls ich mich auf nicht belegte Dinge beziehe, so stehen entsprechende abschwächende Worte („möglicherweise“, „meist“, „oft“, „manchmal“) in den entsprechenden Sätzen.

Grobauswahl

  • Automarkenvergleich Bei der groben Bestimmung des mit dem gesetzten Budget Leistbaren (Ausstattung, Marke, …) immer die Preisnachlässe mit einkalkulieren. Nie die Leitenpreise verschiedener Autos vergleichen. Der maximal erreichbare Nachlass hängt überwiegend von der Automarke und dem gewählten Modell ab. Der Autohändler selbst und seine Umsatzenwicklung (bzw. die Umsatzvorgabe) hat ebenfalls eine Auswirkung auf den Preisnachlass, doch regional gesehen sind da größere Schwankungen meiner Erfahrung nach eher selten.
  • Maximal erreichbarer Preisnachlass Die Händerspanne (also die Differenz zwischen Listenpreis und Händlereinkaufspreis, mit anderen Worten: der theoretisch maximal erreichbare Preisnachlass) ist ein gut gehütetes Geheimnis. Man kann sich aber dieser Zahl annähern. Es gibt Firmen, die eine Art „Autovermittlung“ machen, und die Neuwägen oft deutlich unter Listenpreis anbieten. Ohne jetzt auf das Geschäftsmodell detailliert eingehen zu wollen: es geht um echte deutsche Neuwägen; die Firma tritt nur als Vermittler auf, die Bestellung selbst macht man bei einem Vertragshändler irgendwo in Deutschland. Zu der Serösität dieser Firmen kann ich nichts sagen und ich will jetzt auch keine Werbung dafür machen. Der interessante Punkt für mich ist der Preiskalkulator auf den Webseiten dieser Vermittlungsagenturen: damit kann man schonmal einen Richtwert für den maximal errichbaren Rabatt bekommen. Selbstverständlich ist der tatsächliche Preisnachlass noch höher, da die Agentur natürlich eine Vermittlungsprämie draufschlägt. Ein Beispiel für so einen Vermittler mit Preisrechner ist z.B. http://www.auto-best-preis.de.

Konkretes Auto

  • Achtung bei Ausstattungspaketbezeichnungen Manchmal wird alte Ware mit neuem Label versehen. Zumindest bei sämtlichen mir bekannten Opel-Händlern. Dafür ist etwas Vorwissen erforderlich: im Februar diesen Jahres kam das Facelift-Modell heraus. In der Optik hat sich ein bisschen was geändert, doch die Autstattungspakete blieben gleich. Im April dann stand ein Namenswechsel der Ausstattungspakete an. Eines der neuen Pakete heißt bspw. „Catch Me Now“. Falls man nun im Autohaus einen „Catch Me Now“ ausgestellt sieht, sollte man ja theoretisch davon ausgehen können, dass damit ein Facelift-Modell gemeint ist. Schließlich gab es diese Ausstattungsbezeichnung ja vor April noch nicht. Falsch gedacht! Alle mir bekannten Opel-Händler labeln ihre Tagezulassungen von 2006 einfach um und bezeichnen sie nun mit den neuen Ausstattungspaketbezeichnungen.
  • Achtung beim Inhalt von Ausstattungspaketen Innerhalb einer Modellgeneration (z.B. „Astra H“) können sich die sich im Ausstattungspaket befindlichen Extras ändern! Ein „Astra Edition“ von Anfang 2006 hat z.B. keinen automatisch abblendenden Rückspiegel, wohingegen das Modell gleichen Namens von Anfang 2007 einen hat. Beim Vergleichen von verschiedenen Gebrauchten kann man sich also auf die Bezeichnungen selbst nicht verlassen.
  • Vorsicht vor dem Unwissen von Autoverkäufern meiner Erfahrung nach wissen die Verkäufer teilweise selbst nicht genau, welche Ausstattung in welchem Modell drin ist. Ich hatte beispielweise eine nette Kaffeestunde in dem Büro eines Chefs eines Autohauses. Der Herr war die Zeit damit beschäftigt, seine Händlereinkaufsrechnung für ein Auto herbeizuschaffen und für mich herauszufinden welche Ausstattung der junge Gebrauchte denn nun wirklich hat. Denn dem Auto das er auf dem Hof stehen und mir gezeigt hatte fehlten sowohl die Alufelgen, das Lederlenkrad, der automatisch abblendende Rückspiegel, der Regensensor, als auch das automatische Abblendlicht. Obwohl das alles explizit auf dem Preisschild stand, das im Auto hing. Nach Korrektur der Ausstattung hat sich der Preis überigens leider nicht geändert. Meine Theorie ist übrigens, dass der Händler in die o.g. „Editionsfalle“ getappt ist und die Ausstattung von 2007 zugrunde gelegt hat.
  • Geduld und Marktbeobachtung zahlt sich aus Bei Autos ist es leider fast schon so wie bei Computern oder Stereoanlagen: der, der heute kauft ist morgen der Dumme, weil da das neue Ausstattungspaket oder die Aktionswoche mit super Preisvorteil kommt. Beispiel mal wieder Opel Astra: im Februar kam der Facelift, im April dann neue Ausstattungspakete mit teilweise mehr Ausstattung für das gleiche Geld. Seit Juni werden beim Kauf eines Neuwagens 1000 Euro für ein „besonders altes“ Auto gezahlt.
  • Kurzzeitzulassungen und Garantie Achtung, die Garantie läuft seit Datum der Erstzulassung! Auch wenn das Auto erst 20 km drauf hat und so gut wie neu ist, falls die Erstzulassung schon ein halbes Jahr her ist, verkürzt sich die Garantie für den Kunden entsprechend.

Händler und Preise

  • Sonderaktion schrumpft Preisnachlass Manche Sonderaktionen werden mit einem geringeren Preisnachlass „erkauft“. Bei mir gab es z.B. eine Sonderaktion „Winterräder inklusive“. Wenn ich die in Anspruch nehmen wollte hätte sich mein Preisnachlass aber um ziemlich genau diesen Betrag verringert. Dies scheint aber meiner Erfahrung nach nicht bei jeder Aktion der Fall zu sein.
  • Überführungskosten Beim Vergleichen der Autos verschiedener Händler die Überführungskosten mit einbeziehen: bei mir schwankten die Werte um bis zu 100 Euro.
  • EU-Reimport EU-Importeure bieten Autos meist deutlich billiger als die Autohändler an. Dabei sollte man sich aber genauestens informieren, was man kauft. Konkret im Fall Opel Astra haben z.B. die alten EU-Importe kein ESP. Die aktuellen haben meines Wissens nach keine aktiven Kopfstützen. Des weiteren habe ich gehört, dass z.B. bei spanischen Astras auf den besseren Unterbodenschutz verzichtet wird, da dort verkaufte Modelle so gut wie nie mit Streusalz in Berührung kommen. Ob was dran ist kann ich nicht sagen. Leider konnte ich solche Dinge bei EU-Importeuren nicht restlos klären, da die Bestellung nicht in diesem Detailgrad erfolgt.

Verhandlung

  • Einmal volltanken bitte Wenn der Händler signalisiert, dass beim Preis absolut gar nichts mehr geht, kann kommt meist der Hinweis dass ja sogar schon Verbandskasten, Warndreieck und auch die Fussmatten dabei seien (falls nicht: los, feilschen!). In manchen Fällen kann man dann auch noch einen vollen Tank herausschinden.
  • As im Ärmel Wenn die Verhandlungen beim Lieblingshändler ins Stocken geraten und man noch ein anderes gleich teures oder günstigeres schriftliches Angebot eines Mitbewerbers hat, kommt bei dessen Vorlage manchmal doch wieder Bewegung in den Preis. Die Betonung liegt aber auf „schriftlich“, denn mündlich kann das ja jeder behaupten. Dem Hörensagen nach soll das auch schon mit Ausdrucken aus dem Internet funktioniert haben.
  • We are family Regional kooperieren Autohändler oft, oder sie haben sich ohnehin unter dem gleichen Namen zusammengeschlossen. Da nimmt man sich u.U. nicht gegenseitig die Butter vom Brot…

Geld

  • All-Inclusive Derzeit sieht man oft Mischungen aus Finanzierung und Leasing („3-Wege-Finanzierung“)), bei denen gleich die Versicherung auch noch mit drin ist. Achtung: mindestens bei VW steigen die Versicherungskosten nach dem ersten Jahr an! Bei Opel und VW (und evtl. anderen) gilt dieses Angebot nur ab einer bestimmten SF-Klasse. Desweiteren ist diese Versicherung nicht unbedingt die günstigste. Auch habe ich davon etwas gehört, dass es nicht mit dem Übertragen der erfahrenen Prozenze klappt. Hier lohnt sich genau hinschauen besonders.
  • Freie Werkstattwahl Da das Auto bei Leasing einem nich selbst gehört, kann (zumindest bei manchen Verträgen) die Leasinggesellschaft bestimmen, in welcher Werkstatt das Auto gewartet/repariert werden muss. Selbstverständlich muss das nicht die beste oder billigste Werkstatt vor Ort sein.
  • Worst-Case bei Leasing liegt bei einem geleasten Auto ein Totalschaden vor, so fordert der Leasinggeber den gesamten ausstehenden Betrag zusammen mit dem kalkulierten Restwert sofort. Die Vollkasko-Versicherung zahlt allerdings lediglich den Wiederbeschaffungswert. Die Differenz hat im Schadensfall normalerweise der Leasingnehmer zu zahlen, was schon mal zu einer sehr unsanften Überraschung führen kann. Um dieses Risiko abzusichern, gibt es sogenannte „GAP-Versicherungen“. Aber wie das halt mal so ist: um günstigere monatliche Raten als der Mitbewerber zu haben, ist so eine Versicherung selten automatisch in den Verträgen enthalten. Ob einen die Verkäufer automatisch auf sowas hin weisen kann ich nicht sagen. http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/324578
  • Cash-Cow Anschlussfinanzierung um bei Finanzierung die monatlichen Raten schön niedrig zu halten, wird gerne mal die Schlussrate irrsinnig hoch angesetzt. Dass man diese aber effektiv gesehen während der Laufzeit auch noch monatlich ansparen muss wird gerne übersehen. Aber alles halb so schlimm, der freundliche Händler kann am Ende der Laufzeit ja mit einer Anschlussfinanzierung für die Schlussrate dienen, falls man den Betrag nicht aufbringen kann. Der effektive Jahreszins für die Anschlussfinanzierung ist natürlich „Verhandlungssache“. Mit dem Unterschied, dass man in einer sauschlechten Verhandlungsposition steckt, wenn man das Geld nicht hat. Ein schönes Beispiel für niedrige monatliche Schlussraten: der Polo für 66,- Euro im Monat.
  • Kulantes Adlerauge Vielleicht nur ein Gerücht, aber es hält sich hartnäckig: je nachdem, ob man im gleichen Autohaus wieder einen Wagen kaufen will oder nicht, verhält sich der Autohändler bei der Abnahme des Fahrzeugs bei Leasingende dementsprechend kulant (oder eben nicht). Möglicherweise ist die beste Strategie, es erstmal nicht klar zu sagen, falls man in diesem Autohaus kein Auto mehr kaufen will.
  • Kein Skonto? Zumindest nach Aussage mehrerer Opelhändler macht Finanzierung, Leasing oder Barkauf heutzutage keinen Preisunterschied mehr. Nach meinen Informationen liegt das dran, dass das Leasing bzw. die Finanzierung nicht über den Autohändler direkt, sondern über die Autobank läuft. Bei allen drei Varianten bekommt der Händler den kompletten Kaufpreis sofort. Ich habe aber auch gehört, dass es zumindest bei den extremen 0%-Finanzierungen auch wieder mit einer Verringerung des möglichen Preisnachlasses einhergeht.

Zulassung

  • Zulassungsservice beim Händler Autohändler bieten gerne einen Zulassungsservice für den Neuwagen an, so dass man bei der Abholung mit schwarzem Kennzeichen sofort vom Hof fahren kann. Komfortabel ist das ja, aber selbstverständlich macht das der Händler nicht zum Selbstkostenpreis und schlägt deshalb auf die reinen Zulassungskosten noch was drauf. Ob es einem das wert ist, muss man selbst wissen. Erfragen der Preise bei den Zulassungsstellen, um die Kosten abschätzen zu können, lohnt sich auf jeden Fall.
  • Serviceoffensive auf dem Amt Es gibt mittlerweile Zulassungsstellen, bei denen man vorab Termine machen kann. Wie beim Arzt. Und zumindest dort wo ich wohne ist dieser Service sogar kostenlos. In meinem Fall hatte ich die Zulassungsstelle nach knapp 20 Minuten schon wieder verlassen. Und zwar inklusive Kennzeichen.

Allgemeines

  • Der Axel-Springer-Verlag (bzw. deren Tochter „AS Auto Verlag“) unterhält mehrere Automagazine. Beispielsweise kooperieren die „Autobild“ und die „automobil TESTS“ (offen) miteinander. Die Auswahl am Kiosk ist bedeutend kleiner als sie scheint.
  • Linux im Automobil hat noch keine nennenswerte Verbreitung bei den Automobilherstellern gefunden.

Kritik, Korrekturen und Eränzungen bitte in die Kommentare!

3 Gedanken zu „Lessons Learnt: Autokauf“

  1. http://www.auto-best-preis.de ist kein Vermittler!
    Sondern nur eine Platform die verschiedenen Vertragshändlern die Möglichkeit bietet, Neuwagen zu super Konditionen anzubieten.
    Die Fahrzeugbestellungen landen direkt bei den entsprechenden Händlern. Und hier wird KEINE Vermittlungsprovision fällig.

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