Selbstversuch: Whale watching auf Teneriffa

Wie hier ziemlich gut zu sehen ist, mag ich Wale total und beschäftige mich schon lange mit diesen Tieren. Und ich hab ja auch verraten, dass ich vor einer Woche nach Teneriffa in Urlaub gefahren bin. Da ist es fast selbstverständlich, dass ich dort auch das tun wollte, was man in Teneriffa weltweit fast am Besten machen kann: Whale watching! Schließlich gibt es um die Kanarischen Inseln dutzende verschiedene Walarten und als Besonderheit eine der wenigen ortstreuen Gruppen an Kurzflossen-Grindwalen.

Kurzflossen-Grindwal vor Teneriffa

Da ich aber die Tiere natürlich nicht stören oder nerven möchte, hab ich mich vorher intensiv mit dem Thema beschäftigt. Dabei stößt man auf sehr heftige Kritik zu dem, was auf Teneriffa passiert: Verschiedene Webseiten, zum Beispiel diese und diese beschäftigen sich mit dem ausufernden Wal-Tourismus.
Dabei wird immer auf den Verein M.E.E.R e.V verwiesen. Dieser betreut in Kooperation mit einen Reiseveranstalten von La Gomera aus mehrtägige Walbeobachtungstouren. Das nützt einen natürlich nichts, wenn man schon Teneriffa gebucht hat.

Meine Idee war aber: hinmailen und einfach nachfragen, welche Anbieter auf Teneriffa tierfreundlich agieren. Eine Antwort kam innerhalb von vier Wochen jedenfalls nicht – ein Schelm, wer dabei Böses denkt. Auch sonst habe ich im Internet nur Kritik, aber keine tierfreundlichen Alternativen finden können. Also: es blieb nichts anderes übrig als hinfahren und vor Ort anschauen…

Das Angebot dort war dann schon sehr touristisch… Fahrten mit all inclusive an Getränken und Badestopp. Dabei war ziemlich offensichtlich, dass die Wale nur als Beiprogramm und Unterhaltungselement dienen sollten – und nicht wirklich an sich interessant waren.

Wie sonst ist es zu erklären, dass einer der größten Anbieter dort (die zwei Riesen-Boote heißen „Freebird one“ und „Freebird two“) ein Logo hat, dass stilisierte Stundenglasdelfine (Lebensraum: um die Antarktis) zeigt und zusätzlich ein Foto enthält, auf dem Pazifische Weißstreifendelfine (Lebensraum wie der Name schon sagt: Pazifik) zu sehen sind. Also: totaler Schwachsinn und voll die Verarsche. Der fiel damit schonmal radikal durch.
Auf anderen Prospekten waren auch Fotos von hawaiianischen Spinnerdelfinen abgebildet. Klar, dass diese Anbieter auch nicht in Frage kamen!

Da ich schon wusste, dass die Grindwale, auf denen der größte Touristendruck liegt, immer in der Gegend um Los Christianos beziehungsweise Playa de Las Americas leben, habe ich mir dann zunächst bewußt eine Tour ausgesucht, die davon weg in Richtung Los Gigantes führt. Die „Flipper Uno“ war dann für meinen Geschmack auch viel zu touristisch mit Partymusik usw. Aber als wir dann auf eine Gruppe Großer Tümmler trafen (beziehungsweise: diese nach zielstrebiger Suche fanden…) war es dann aber doch einigermaßen OK. Die Musik wurde ausgemacht und die Tiere soweit ich das beurteilen kann nicht bedrängt.
Das konnte natürlich auch am knappen Zeitplan der Tour liegen, und daran, dass diese Delfine ja auf Bugwellenreiten stehen und damit sowieso touristentauglich zum Boot geschwommen sind.

Großer Tümmler vor Teneriffa

Danach ging es für mich an den schwierigeren Teil der Aufgabe: eine echte Waltour aussuchen. Soviel vorneweg: es gibt tatsächlich nichts auf Teneriffa, das für echte Walfans interessant ist. Eine Tages-Hochseetour, die nicht nur Grindwale nerven geht, sondern auch nach etwas exotischeren Arten Ausschau hält und dabei ein wenig Hintergrundwissen vermittelt, ist wohl wirklich nicht vorgesehen. Zumindest konnte ich nichts dergleichen finden. Was für eine Verschwendung und totaler Unsinn. Naja, normale Touristen haben wohl andere Bedürfnisse…

Am Ende (und auch wirklich am Ende vom Urlaub, nämlich am letzten Tag…) habe ich dann eine Zweistundentour mit dem „Taxi Boot“ ausgesucht. Ich hab wirklich lange gezögert, aber dann hat die Neugierde doch überwogen. Die Kriterien für die Auswahl waren, dass es ein kleineres Boot ist und keinerlei Party-Beiprogramm dabei ist. Auch das dieser Anbieter nur zweimal am Tag fährt war ein Pluspunkt.

Nunja, aber es war trotz der Mühe beim Aussuchen eine absolute Katastrophe. Das Boot (mein Freund bezeichnete es treffend als total kaputte Nussschale) war in ziemlich üblem Zustand, und das Fach mit den Rettungswesten wurde als Abstellplatz für den Putzeimer benutzt. Immerhin lief die ganze Tour wirklich sehr untouristisch ab, also ohne Musik und Animateur etc.
Bei den Grindwalen angekommen zeigte sich schnell, dass der gesetzlich vorgeschriebene Abstand von 60 Metern für die Anbieter ungefähr so wichtig ist wie der sprichwörtliche Sack Reis in China. Wenn es fünf Meter waren, wäre das schon viel. Die Tiere wurden tatsächlich ziemlich verfolgt und umkreist. Wie man sich vorstellen kann, war ich dabei sehr frustriert über meine Bootwahl. Eine Weile später kamen dann noch weitere Boote, unter anderem die oben erwähnten „Freebird one“ und „Freebird two“ – und die machten es keinen Deut besser. An Bord waren da aber nicht 20, sondern eher 150 Besucher. Noch eine Weile danach gesellten sich zwei andere Boote mit Glasboden dazu, die sich ebenfalls alle Mühe gaben, möglichst wenig Abstand zu halten.

Mein Fazit: Wer sich wirklich für Wale interessiert, sollte sich das mit dem Grindwal-Watching auf Teneriffa gut überlegen. Das gibt zwar superschöne Fotos, aber es hat zumindest bei mir ein äußerst flaues Gefühl im Magen hinterlassen. Welchen der dort beworbenene Anbieter man wählt ist meinem Eindruck nach ziemlich egal, weil alle, die ich beobachtet habe, die Tiere ähnlich behandelt haben – und das rein als Austellungsstücke, die zu funktionieren haben. Der Tipp aus meinem Reiseführer, doch frühere Besucher der Touren zu fragen, wie diese ablaufen, ist damit auch hinfällig, weil am Ende doch alle das Gleiche machen. Die Delfintouren bei Los Gigantes sind zwar nicht so spektakulär, aber meinem Eindruck nach eine etwas tierfreundlichere Alternative.

Weil mein Eindruck natürlich sehr subjektiv ist, würde ich mich sehr über Beiträge und Diskussionen zum Thema freuen. Ich denke nämlich, dass es bei dabei definitiv Bedarf für Informationen gibt! Die hätte ich vor dem Urlaub nämlich auch gerne gehabt.

Edit:
Kleiner Tipp an alle Interessierten mit iPhone: Für mich selbst und alle anderen Walfans habe ich die App „Whale Watching“ entwickelt, die über den iTunes Appstore verfügbar ist.

Als App-Logo musste es einfach ein Stundenglasdelfin sein :-). Ich freue mich über Feedback und Verbesserungsvorschläge dazu!

12 Gedanken zu „Selbstversuch: Whale watching auf Teneriffa“

  1. Hallo,

    ich denke man sollte überhaupt nicht auf diese touristischen atraktionen achten, sondern sich nach Möglichkeit selber ein Boot chartern. Es ist ja wohl selbstverständlich, dass der Pauschaltourist was sehen will und nicht auf die Tiere achtet. Das muss man leider akzeptieren. Schade. Im Übrigen finde ich die Touristenabgebote Maßlos überteuert… aber das ist ein anderer Punkt. Schade finde ich, dass du nicht auf die schönen Seiten Teneriffas hinweist, nur so als Anmerkung… Mir hats AUF der Insel jedenfalls sehr gut gefallen. Viele Grüße aus Bayern

  2. Wir sind gerade von einem Teneriffa-Urlaub zurückgekommen.
    Begeistert haben wir gleich am 2. Tag eine Delfin-Tour gebucht.
    Es ging heraus aufs Meer und die Delfine ließen nicht lange auf sich warten.
    Erschrocken sahen wir, wie die Touristenboote rücksichtslos in die Schwärme hineinfuhren und die fliehenden Tiere verfolgten.
    Es wäre schön, wenn dagegen mehr unternommen werden könnte und vor allem die Aufmerksamkeit der ahnungslosen Touristen, wie dort mit den Delfinen verfahren wird, geweckt würde.
    Viele Grüße Eva

  3. Hallo!

    Werde aller Voraussicht im Februar 2007 Urlaub auf Teneriffa machen und da ich total walbegeistert bin, möchte ich unbedingt eine professionell geführte Walbeobachtungstour machen. Ich durchforste schon seit längerem das Internet nach brauchbaren Tourenanbietern und habe auch die Broschüre von WDCS daheim, die Anbieter für solche Touren nennt. (Allerdings ist nicht wirklich viel brauchbares für Teneriffa dabei)
    Hat jemand vielleicht schon auf Teneriffa ein auf nonprofit basierende Delfin/Walbeobachtungstour gemacht, die er weiterempfehlen kann? (Homepage? Name?)

    Danke!
    Lg Jasmin

  4. High,

    I am searching for some pictures of hourclockdolphins, may you´ll like to be helpful or have a hint for me?!

    Andreas (from Berlin)

  5. Der Schutz des Meeres sollte immer an erster Stelle stehen, und es fahren täglich bis zu 70 Schiffe zu Wale gucken. Ich lebe seit einem Jahr hier únd gebe euch einen Tip. Achtet auf das Gütezeichen „Blue Boat“, mit zwei Grindwalen auf blauem Grund. Die betreiben sanftes Whale watching.

  6. Ich habe deinen Beitrag über Google gefunden, als ich nach Infos zum Katamaran „Freebird One“ suchte und muss hier doch mal eine kleine Lanze brechen. Ich bin gerade erst aus Teneriffa zurück und habe dort über meine Reiseleitung eine Whale-Watching-Tour auf besagtem Katamaran unternommen und es war wirklich sehr toll. Zwei Stunden lang ging es hinaus aufs Meer und wurde nach Grindwalen gesucht, über welche uns eine Meeresbiologin ausführlich informierte. Habe mich privat schon immer für Wale interessiert, von daher war manches für mich nicht neu, aber anderes wusste auch ich noch nicht. Sobald Wale in Sicht waren, wurde der Motor abgestellt und der Katamaran fuhr auch nicht zu dicht (Mindestabstand war irgendwas um 20 oder 30m, wenn ich nicht irre) an die Wale heran. Diese kamen von selbst zum Teil an das Boot um zu gucken und sind dann nach einer geraumen Zeit erst wieder verschwunden. Es war ein tolles Erlebnis und das spätere Baden war dann nur das kleine „Unterhaltungselement“ nebenbei, nicht die Wale!
    Delphine haben wir leider keine gesehen und auch andere Walarten verirren sich wohl nur selten in diese Gegend, weshalb man wohl mehr Zeit haben müsste, um diese dann noch zu suchen. Da die Tour aber zeitlich begrenzt war, ging das natürlich nicht – das wusste man aber von vorneherein und hat mich auch nicht gestört.
    Schade, dass du da so Vorurteile hattest, denn es war wirklich toll und da von der Reiseleitung aus (TUI, um es mal ganz offen zu sagen) der Katamaran immer nur zur Hälfte besetzt wird, gab es kein Gedränge und nicht das typische Massen-Tourismus-Feeling an Bord.
    Für mich hat sich dieser Ausflug auf jeden Fall gelohnt und gehört zu meinen schönsten Urlaubserinnerungen.

  7. Meine Erfahrungen sind ja mittlerweile auch schon drei Jahre alt.
    Würde mich natürlich sehr freuen, wenn sich die Sitten unter den Tourenanbietern mittlerweile tierfreundlicher gestalten.

    Hoffe das hat sich durchgesetzt und die Vorschriften werden konsequent eingehalten.

  8. Also bin auch grad aus den Urlaub aus Teneriffa gekommen und habe auch so eine waltour gemacht. Wir sind mit dem Kamaran von freebird two( kleineres Boot – weniger Touristen) gefahren und so schlimm wie du oben es geschildert hast, ist das aber nicht. Bei unserem Boot wurde die Musik später ausgeschaltet, als wir in der Nähe der Wale waren. Also schon mal nen Pluspunkt. Unser Fahrer/Kapitän hat aber eig. ziemlich viel Abstand von den Walen gelassen.. also waren bestimmt 10 Meter 😉 zwar nicht so wie es soll aber besser als gar nicht.. (;
    Wir waren auch immer nur drei, vier Minuten bei einem Wal und sind dann weitergefahren zum nächsten. Er hatte es uns so erklärt, das er es machen muss, damit sie sich halt nicht so sehr bedrängt fühlen. Ich fand diese Tour bis jetzt echt am besten, weil die haben sich schon ein bisschen gekümmert wie es den Tieren geht und sind nicht wie die anderen Boote zu Walen gefahren, wo schon andere Boote waren. Hoffe du weißt wie ich das mein 😀
    Naja die haben dann halt noch über die Wale erzählt und sind dann zu einer Bucht gefahren um für eine halbe Stunde baden/tauchen zu können. Auch das war sehr interressant, weil der Kapitän mit schwimmen war und uns Seesterne gezeigt hat, die auf den Grund waren.

    Allgemein fand ich es sehr schön und würds gern nochmal machen.
    (:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.